DIESE SCHWEIZER PLATTFORM WILL TIKTOK UND CO. VERGESSEN MACHEN

Naoo-Gründer Thomas Wolfensberger versucht sich an einer Schweizer Social-Media-Plattform. Im Interview sagt er, wie er vom Wandel in der Branche profitieren will.

Facebook passt seine Richtlinien an, Tiktok könnte an X verkauft werden und mit Rednote finden Social-Media-Nutzer Gefallen an einer chinesischen Alternative. Die Welt der sozialen Medien befindet sich in turbulenten Zeiten.

Ist es also an der Zeit für eine Schweizer Plattform? Genau das denkt sich Thomas Wolfensberger, Gründer und Hauptaktionär von Naoo. Im Interview mit 20 Minuten gibt er einen Einblick in seine Plattform und die Probleme der Branche.

Eine Schweizer Social-Media-Plattform? Wie kommt man auf so etwas?

Mein grosses Interesse für alle Phänomene rund um Social Media geht auf die Zeit zurück, in der ich am Institut für betriebswirtschaftliche Forschung der Universität Zürich auf diesem Gebiet geforscht habe. Die Idee für Naoo entstand schliesslich aus der Beobachtung, dass traditionelle Social-Media-Plattformen Nutzer selten aktiv belohnen, obwohl sich das anbieten würde, besonders für guten Content oder wichtige Daten.

Zudem habe ich beobachtet, dass Unternehmen auf Social Media oft Schwierigkeiten haben, ihre Zielgruppen lokal und effizient zu erreichen. Fast jedes dieser Unternehmen hat aber ein Treueprogramm, welches innerhalb der Zielgruppe Anreize gibt, sich mit dem Brand auseinanderzusetzen. Damit adressiert man aber nur die bestehenden Kunden.

Und Naoo bietet dort eine Lösung, die Unternehmen und User zusammenbringt?

«Wenn man junge Kunden ansprechen will, muss dies da geschehen, wo diese ihre meiste Zeit verbringen: Social Media.»

Wir wollten schlussendlich eine Plattform schaffen, die es möglich macht, Userinnen und User für ihr Engagement zu belohnen und gleichzeitig handfeste Anreize für einen Besuch in den Geschäften gibt – eine Plattform, die fair, relevant, inklusiv und innovativ ist.

Naoo wirbt zudem damit, dass man auf der Seite Geld machen kann. Wie soll das funktionieren?

Naoo verfolgt einen einzigartigen Ansatz, um Nutzerinnen und Nutzern am Erfolg der Plattform teilhaben zu lassen: Wir verteilen einen Teil der Einnahmen aus Werbung und der Nutzung der Plattform in Form von Naoo-Punkten direkt an unsere Community.

Alle haben die Möglichkeit, Naoo-Punkte durch Interaktionen wie Posts, Likes, Shares oder die Teilnahme an Challenges und Umfragen zu verdienen. Aber schliesslich haben auch bei uns die guten Content Creators natürlich mehr Erfolg als der Durchschnitt – und sie wissen von Anfang an genau, was sie von uns bekommen können.

Mit Facebook und Co. ist der Markt aber bereits ziemlich besetzt?

In ganz Europa gibt es über 50 gute Social-Media-Plattformen, die jeweils völlig eigenständig positioniert sind. Während Plattformen wie Meta, Tiktok oder X auf globale Reichweite setzen, gibt es zahlreiche spezialisierte Plattformen, die auf Nischenmärkte abzielen. Deren Erfolg zeigt, dass der Markt Raum für neue Ideen und kleinere Anbieter und damit auch für Naoo bietet.

Wir wollen und müssen also nicht mit den ganz grossen Plattformen konkurrieren, sondern beschränken uns auf unsere sehr attraktive Nische in der Schweiz. Nehmen wir zum Beispiel das Ranking im App-Store von letzter Woche, finden wir Naoo bereits auf Platz elf der am meisten geladenen Social Apps. Wir behaupten uns also bereits ganz gut in der Schweiz.

Stichwort: Grosse Plattformen. Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen wie das mögliche Tiktok-Verbot in den USA?

Erst vor etwas über zwei Wochen reichte der designierte Präsident Donald Trump beim Obersten Gerichtshof der USA einen Antrag ein, um die für den 19. Januar 2025 geplante Tiktok-Sperre zu verschieben. Meine Interpretation ist, dass Trump so Zeit gewinnen wollte, um einen Deal zu machen, der seinem Partner Elon Musk und damit natürlich auch ihm etwas bringt. Und genau das passiert wohl gerade im Hintergrund. Ich wäre nicht erstaunt, wenn der Betrieb von Tiktok bald auf X überginge.

«Ich wäre nicht erstaunt, wenn der Betrieb von Tiktok bald auf X überginge.»

Was bedeutet das für Naoo?

Wir unterscheiden uns bewusst von den anderen Plattformen und damit auch von X und Tiktok. Zudem sehen wir, dass Plattformen, die den Datenschutz ernst nehmen und ihren Nutzerinnen und Nutzern etwas für ihren Content zurückgeben, die besten Chancen haben, sich langfristig zu behaupten. Diese Entwicklungen in der Social-Media-Landschaft sehen wir daher als grosse Chance für uns, weil Naoo genau das bietet.

2025-01-20T04:16:39Z